Sonntagabend ab 18 Uhr wird abgerechnet. Die Bundeshauptstadt hat dann gewählt. Zu welchen Gunsten sich die Bürger entscheiden werden, ist aktuell noch Spekulation. Klar ist indes, dass es laut Umfragen noch rund 40 Prozent unentschlossene Berliner Wahlberechtigte geben soll und um die wird bis zur letzten Minute gebuhlt. Viele Beobachter der Szene rechnen mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Spitzenkandidaten der SPD, Der CDU und der Grünen. Doch wird es nicht nur um Klaus Wowereit, Frank Henkel und Renate Künast gehen, sondern auch kleinere Parteien haben in diesem Wahlkampf kräftig mitgemischt. Die Plakate hatten es teilweise in sich und zu den Spitzenreitern ins Sachen Satire gehört eindeutig die die Partei „Die Partei“ um Frontmann Martin Sonneborn. Er und seine Mannen waren erst kürzlich in die Schlagzeilen geraten. Grund dafür: die eigenhändige Umgestaltung eines NPD-Plakats.
Nicht zu übersehen ist indes, dass die NPD auf offene Provokation setzt. In einigen Stadtteilen und sogar vor dem Jüdischen Museum sind Wahlkampf-Plakate zu sehen, die den Spitzenkandidaten Udo Voigt auf einem Motorrad sitzend zeigen. Als durchaus grotesk ist wohl der darauf befindliche Aufruf „Gas geben“ zu bezeichnen.
Kurzerhand machte sich „Die Partei“ www.die-partei.de auf den Weg, die Provokateure zu provozieren und veränderte einige Plakate. Ergänzt wurden sie um ein Foto des tödlich verunglückten FPÖ-Chefs Jörg Haider und die Überreste des Unfallwracks. Sonneborn verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass geschmacklose Wahlplakate in den Aufgabenbereich der „Partei“ gehören. Provokation auf der ganzen Linie?
Die Partei „Die Partei“, tritt selber zur Wahl an und steht in Berlin auf Listenplatz 13. Mit einem „Vollprogramm“ geht „Die Partei“, die für Arbeit, Rechtsstreit, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative steht an den Start und will ebenso wie andere Parteien auch, Inhalte überwinden und hat auch kein Problem mit populistischen Äußerungen. Eher scheint Sympathie gefragt und die Möglichkeit, alle Koalitionspartner, die Braunen ausgenommen, zu akzeptieren, sofern sie sich als Steigbügelhalter eignen. Die FDP sieht Sonneborn gedoch als weniger geeignet, überhaupt noch politisch in Erscheinung zu treten, womit für ihn auch klar zu sein scheint, dass eine Kooperation mit einer Spaßpartei von Vornherein kein Thema für „Die Partei“ ist.
Die erst seit wenigen Jahren, genauer gesagt, seit 2004 existierende Partei um Redakteure des Satiremagazins „Titanic“, mussten Mitte 2009 eine Schlappe einstecken. Sie durften nicht an der Bundestagswahl 2009 teilnehmen. Doch bekanntlich zahlt sich Beharrlichkeit aus. „Die Partei“ ist jetzt wieder mit von der Partie. Dabei zeichnet sie sich nach eigenem Bekunden, ebenso wie die anderen Parteien auch, durch die Fähigkeit aus, Inhalte zu überwinden und gern auch geschmacklos und populistisch vorzugehen.
Martin Sonneborn, Vorsitzender von „Die Partei“ akzeptiert laut eigenem Bekunden auch Koalitionspartner und zwar alle, die sich zum Steigbügelhalter eignen. Die Braunen kommen allerdings nicht in Frage und schlechte Chancen sieht Sonneborn auch für die FDP, die als Spaßpartei eh nicht als Partner für „Die Partei“ in Frage kommt.
Dabei liest sich das Wahlprogramm gar nicht schlecht und letztendlich kommt es doch darauf an, ehrlich zuzugeben, wenn man sich als Politiker wissentlich um nichts bemüht. Man muss es nur mal gemacht haben.
No Comments